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BR24 Sport

"Geisterspiele sind quasi eine wissenschaftliche Studie"

Autor: Bernd R. Eberwein


Der Nürnberger Pharmakologe Fritz Sörgel begrüßt den Re-Start der Fußball-Bundesligen aus wissenschaftlicher Sicht. Im Interview mit BR24 Sport betonte er, dass "die Wissenschaft und letzten Endes die Gesellschaft" von der Fortsetzung profitieren.

"Diese Geisterspiele und das Umfeld von diesen Geisterspielen sind ja quasi eine wissenschaftliche Studie. Die Anzahl der Tests, die durchgeführt werden, sind charakteristisch für eine Studie", sagte Fritz Sörgel im Interview mit BR24 Sport. Sörgel ist Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg-Heroldsberg und deutschlandweit als Dopingexperte bekannt.

Wichtig sei rund um die Geisterspiele allerdings, "das auszuwerten. Unter Umständen auch Zwischenergebnisse zu geben, weil eben das Gesamtgeschehen in Deutschland und auch weltweit natürlich hiervon enorm profitieren kann." Aus wissenschaftlicher Sicht begrüßt Sörgel die Entscheidung der Politik und der Deutschen Fußball-Liga (DFL), dass in der 1. und 2. deutschen Profiliga demnächst wieder gespielt wird.

Sörgel: "Geht weit über Geisterspiele hinaus"

"Denn was haben wir hier? Wir haben hier eine definierte Population, etwa 1.800 Spieler und das Umfeld. Die werden ständig getestet. Man weiß, wo sie sich aufgehalten haben, sie dürfen ja nicht mal Türklinken anfassen", so Sörgel weiter: "Ein sehr extensives, hygienisches Projekt. Und das ist im Ergebnis dann etwas, was weit über die Geisterspiele hinausgeht."

Einerseits seien die bevorstehenden Geisterspiele zwar aus finanzieller Sicht wichtig für die DFL. Aber man müsse auch sagen: "Ja, aber auch die Wissenschaft und letzten Endes die Gesellschaft profitieren von den Ergebnissen dieser Geisterspiele. Ich sage in Klammern: dieser wissenschaftlichen Studie."

"Ich bin sehr optimistisch, dass das eine tolle Geschichte wird für uns in der Wissenschaft, in der Medizin und in der Gesellschaft im Ganzen." Fritz Sörgel im BR-Interview

Sörgel: Der Amateurfußball sollte noch warten

Sörgel sieht die Fußball-Bundesligen auch in einer Vorreiterrolle. Besonders Sportarten, "wo viel körperlicher Kontakt stattfindet", könnten von den Ergebnissen profitieren und möglicherweise ebenfalls den Re-Start wagen.

Allerdings eben erst nach den ersten Erkenntnisse aus der Fußball-Bundesliga. Das gelte auch und besonders für den Amateurfußball. "Der Amateurfußball, wenn man es genau überlegt, kann eigentlich nicht starten, bevor wir nicht aus den Geisterspielen wissen, wie die Ansteckungsrate im Fußball sein kann", sagt Sörgel.

Hier dämpft er die Erwartungen bei denen, die auf einen schnellen Neustart in den Amateurligen gehofft hatten: "Das müssen alle die wissen, die jetzt sagen, es ist ungerecht, die Amateure dürfen nicht spielen", so Sörgel: "Aus meiner Sicht können die Amateure erst spielen, wenn tatsächlich die Profifußballer gezeigt haben, dass es eben nicht gefährlich ist, Fußball zu spielen und in den Zweikampf zu gehen."

"Die Zweikämpfe, wenn ich das mal ironisch sagen darf, sind im Amateurbereich ja manchmal durchaus auch heftiger als im professionellen Bereich. Also das sind ganz wichtige Ergebnisse, die wir von diesen Geisterspielen erwarten." Fritz Sörgel im BR-Interview

https://www.br.de/nachrichten/sport/geisterspiele-sind-quasi-eine-wissenschaftliche-studie,RyJ0Rn3 (Stand: 14.05.2020)